(Kunst-)historische M-Z

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(Kunst-)historische Museen M-Z

Museum Van Loon, Keizersgracht 672 (1017 ET), T. 624 52 55;
So. 13-17h, Mo. 10-17h; Erwachsene hfl 5,-, bis 14 Jahre hfl 4,-; Gruppen über 10 Personen Eintritt inkl. Führung hfl 4,- pro Person, Straßenbahn 16, 24, und 25,
Museumboothaltestelle 4


Neugierig, wie die Familie van Loon seit 1884 in diesem Grachtenhaus aus dem 16. Jahrhundert wohnte? Das Museum bietet eine einmalige Gelegenheit, diese stattlichen Patrizierhäuser einmal von innen zu betrachten. Außer den Familienporträts sind Garten und Kutschhaus sehenswert.

Museum Willet-Holthuysen *, Herengracht 605 (1017 CE),
T. 523 18 22; Mo.-Fr. 10-17h,
Sa. und So. 11-17h; Eintritt hfl 5,-, 6-16 Jahre hfl 2,50, Familientarif hfl 12,50. Straßenbahnen 4, 9 u. 14, Metro, Museumboothaltestelle 5.


Das Museum trägt den Namen der letzten Bewohnerin, die Haus und Einrichtung im Jahre 1889 der Stadt Amsterdam vermachte. Es handelt sich um ein typisches Beispiel für den Wohnstil eines stattlichen Amsterdamer Grachtenhauses mit Einrichtungen aus dem 18. und 19. Jahrhundert. So gibt es im Souterrain eine für das 18. Jahrhundert typische Küche, auf der Beletage einen Raum mit Deckengemälden von Jacob de Wit (um 1740) und einen Saal mit AubussonWandbespannung und teppichen im Neo-Louis-XIV-Stil. Aus derselben Stilepoche stammt auch das Speisezimmer. Die Räumlichkeiten im Obergeschoß vermitteln einen Eindruck vom Leben des Abraham Willet, einem der letzten Bewohner des Hauses. Es wurde übrigens 1687 fertiggestellt und danach mehrere Male um bzw. ausgebaut.

Rembrandthuis *, Jodenbreestraat 4-6 (1011 NK), T. 624 94 86;
Mo.-Sa. 10-17h, sonn- u. feiertags 13-17h; Erwachsene hfl 7,50, Kinder zw. 10 und 15 Jahren hfl 5,-. Straßenbahnen 9 und 14, Metro, Museumboothaltestelle 5.


Schönes Backsteinhaus im nunmehr kahlgeschlagenen Judenviertel, wo auch Spinoza geboren wurde. Nahezu lückenlose Übersicht über das graphische Werk Rembrandts. Zudem sind auch einige Gemälde von Zeitgenossen vertreten. Hier wohnte der Künstler von 163958.

Baruch Spinoza (1632-1677

In Amsterdam geboren, gehörte er der »zweiten« Generation sephardischer Juden an, die der spanischen Inquisition nach 1492 entflohen waren. Er genoß eine zweifache Erziehung: einmal eine in jüdischtalmudischer Tradition und dann eine klassische. So studierte er Latein, Mathematik, die damaligen Naturwissenschaften und die Scholastik. Seine Gedanken waren beeinflußt von Descartes. Da er jeglichen Dogmatismus, ob jüdischen oder christlichen, ablehnte, wurde er von den Juden 1656 mit dem Bannfluch ihrer Gemeinde belegt und von Christen gehaßt. Seine Hauptgedanken hat er in seinem »Theologischpolitischen Traktat«, der anonym erschien, niedergelegt. Er behauptet, dass es notwendig sei, »die Individuen so zu regieren, dass sie ihre unterschiedlichen Meinungen ausdrücken können, ohne aufzuhören, in Eintracht miteinander zu leben«. 1674 wurde die Abhandlung als umstürzlerisch verboten, so dass seine anderen Werke auch erst nach seinem Tod erschienen. Sie kündigten bereits den Kampf gegen die Religion an, den Materialismus und die revolutionären Gedanken des 18. Jhs.

Für Spinoza ist das oberste Gut die Freiheit. Die Philosophie erhält ihren Sinn daraus, Individuen bei der Bestimmung der Art und Weise, wie sie leben sollen, helfen zu können.

Rijksmuseum *,
Stadhouderskade 42 (1071 ZD),
T. 673 21 21; tägl. 10-17h; Erwachsene ca. hfl 13, bis 18 Jahre hfl 5,-. Straßenbahnen 2, 5, 6, 7, 10, 16, 24, u. 25, Busse 63, 170 und 179, Museumboothaltestelle 4.


Eines der berühmtesten Museen der Welt. Zu den Ausstellungsstücken zählen Gemälde, Skulpturen, asiatischen Porzellane und Lackarbeiten, erlesenes Kunsthandwerk, wie Limoger Email, Elfenbeinschnitzereien, flämischen Silberarbeiten, chinesische Wandschirme, Delfter Wandteppiche sowie Zeugnisse niederländischer Geschichte vom 15. Jh. bis in die Gegenwart hinein, ferner niederländische Möbel und Hauseinrichtungen. In einem Kupferstichkabinett sind Graphiken und Zeichnungen niederländischer Künstler des 16. und 17. Jhs ausgestellt sowie Radierungen Rembrandts.

Im Mittelpunkt der Gemäldesammlung stehen die Werke der bedeutendsten niederländischen Meister des 17. Jhs, des Goldenen Zeitalters, allen voran die Rembrandts. Sein bekanntestes, die »Nachtwache« der Schützenkompanie des Leutnants Franz Banning Cocq, mußte nach einem Messer und Säureattentat verkleinert und restauriert werden. Weitere seiner hervorstechendsten Werke: die »Staalmeesters«, die »Anatomische Vorlesung des Dr. Deijman«, das »Selbstbildnis als Paulus«, die »Verleugnung Christi« und »Isaak und Rebekka: die Judenbraut«, ein Bild, das van Gogh besonders bewunderte.

Unruhe bewirkten Forschungsergebnisse, denen zufolge einige Rembrandt zugeschriebenen Arbeiten Werke seiner Schüler sind. Dies aber dann nach Entwürfen des Meisters, der in den letzten Jahren seines Lebens unter starken wirtschaftlichen Zwängen litt.

Einer seiner begabtesten Schüler war Gerard Dou , dessen Behandlung der Farbe der katalanische Surrealist Salvatore Dali aufs höchste bewunderte. Unglaublich sei, so stellte er fest, was das menschliche Auge alles erfassen könne.

Zu den Prunkstücken des Museums zählen auch die kleinformatigen Bilder des Vermeer van Delft mit »Der Liebesbrief«, »Die Küchenmagd« und »Die Briefleserin«. Da er kein Selbstportrait hinterließ, weiß man nichts über sein Aussehen. Vermutlich hinterließ er ein nur schmales Oeuvre von vierzig Werken, weil er zeitlebens arm war. Fast zwei Jahrhunderte hatte man keine Notiz von ihm genommen, handelte seine Bilder als »recht sorgfältig in der Ausführung« zu Spottpreisen auf Auktionen und Trödelmärkten. Marcel Proust setzte ihm in seiner »Suche nach der Verlorenen Zeit« ein Denkmal.

Vertreten sind ferner Frans Hals mit »Der fröhliche Trinker«, Jan van Goyen mit »Landschaft mit zwei Eichbäumen« und Jan van Ruisdael mit einer »Winterlandschaft« und »Landschaft mit Wassermühle«.

Unter den NichtNiederländern finden sich Francisco de Goya, Giovanni Battista Tiepolo, Fra Angelico sowie die Flamen Peter Paul Rubens und Anthonis van Eyck.

Sehenswert ist auch jene Abteilung des Museums, die sich der niederländischen Geschichte widmet, ferner die der Puppenhäuser.

Stedelijk Museum *,
Paulus Potterstraat 13 (1071 CX), T. 573 29 11; tägl. 11-17h; Erwachsene hfl 8,-, Kinder v. 6-16 Jahre hfl 4,-, Kinder bis 6 Jahre gratis. Bei manchen Ausstellungen Aufschlag. Straßenbahnen 2, 3, 5, 12, 16, Busse 63, 170 u. 179, Museumboothaltestelle 3.


Liebhaber Moderner Kunst kommen hier auf ihre Kosten. Die feste Sammlung besteht aus Kunstwerken des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts wie z.B. die Schule von Barbizon und der Ultramodernen. Nicht nur Cezanne, Monet und Appel sind vertreten, sondern auch Kunstwerke der COBRA-Gruppe (Zusammensetzung aus Kopenhagen, Brüssel, Amsterdam, Werke von Appel, Jorn, Constant, Corneille, Lucebert und Pedersen), sowie amerikanische Kunst der sechziger Jahre (unter anderem Pop Art). Wechselausstellungen ergänzen die hauseigenen Bestände.

So wird man auf Georg Hendrik Breitner stoßen, von van Gogh sehr geschätzt (Der Schimmel von Montmartre), auf Johan Barthold Jongkind (Rouen), Paul Cézanne (Stilleben mit Flasche und Äpfeln), Marc Chagall (Zirkustänzerin), Kees van Dongen (Alter Clown), ferner Edgar Degas, Pierre Bonnard, Pablo Picasso, Camille Corot, Honoré Daumier, Paul Gauguin u.a.

Oskar Kokoschkas »Fische am Strand von Djerba« hängen hier, der »Zug der Verwundeten« des italienischen Futuristen Gino Severini und zahlreiche Arbeiten des aus Kiew stammenden Kasimir Malevic. Dann Werke des aus Ostpreußen stammenden, 1925 in Zandvoort verstorbenen Louis Corinth sowie Werke August Mackes und des »Sehers« Paul Klee.

Im »Skulpturengarten« des Museums dann Plastiken von Henry Moore, Auguste Renoir und Rodin.

Ferner ist das Museum Veranstaltungsort von Wanderausstellungen, Konzerten und Vorführungen avantgardistischer Filme.

Gold errollt

Für einen Skandal sorgte das 2,5 x 5,50 m große Riesengemälde des Amerikaners Barnett Newman »Wer hat Angst vor Rot, Gelb und Blau III«, das nach fünfjähriger Abwesenheit nun wieder im Ehrensaal prangt. Im Frühjahr 1986 war die Leinwand von einem überspannten Amerikaner, der keine Angst hatte, mit einem StanleyMesser zerschnitten worden und damit ein Werk zerstört, das schon beim Ankauf 1969 mit 4,5 Millionen DM einen Rekordpreis erzielt hatte. Es wäre wohl verloren gewesen, hätte sich mit Daniel Goldreyer nicht glücklicherweise ein amerikanischer Restaurator gefunden, der sich in der Lage sah, das Bild in seinem New Yorker Atelier wiederherzustellen.

Doch nach der Rückkehr des »Rembrandt des Städtischen Museums«, dessen Marktwert über 35 Millionen DM liegen soll, ist von Jubel nichts mehr zu spüren. Das Bild wird bewacht, und für die Restaurierung, die vier Jahre gedauert hatte, mußten 750.000 DM Honorar gezahlt werden, zusätzlich 75.000 DM an Materialkosten plus 100.000 DM an Reisespesen. Ansonsten gab es jede Menge Ärger, einen Rechtsstreit, einen Untersuchungsausschuß und eine allen Museumsangestellten verordnete Schweigepflicht. Denn kein geringerer als der renommierte Amsterdamer Kunstprofessor Ernst van de Wetering warf dem Restaurator Betrug vor, was ihm prompt eine Verleumdungsklage eintrug. Willem Beeren, dem Leiter des Museums, hielt er vor, er habe sich schändlich betrügen lassen.

Vereinfacht lautet der Vorwurf so: Restaurator Goldreyer hat einen großen Topf roter Farbe gekauft und diese mit einem Farbroller über die Leinwand verteilt. Für diese Tätigkeit, von jedem Hobbymaler in einigen Stunden zu erledigen, habe er 800.000 DM, Materialkosten inbegriffen, erhalten.

Auf diesen Angriff des international renommierten Kunstprofessors, der aber auch verhaßt ist, weil er dafür sorgte, dass Rembrandts Arbeiten von denen seiner Schüler getrennt wurden, reagierte die Leitung des Museums auf ihre Art: sie untersagte jeden Kontakt mit dem Restaurator und verordnete dem Personal Schweigepflicht, nachdem sich eine im Haus angestellte Restauratorin der Auffassung Van de Weterings angeschlossen hatte.

Vor dem Untersuchungsausschuß stritt Goldreyer ab, das Bild übermalt zu haben. Er habe mit rund zwei Millionen Pinselstrichen allein dort Farbe zugefügt, wo die Messerstiche die Farbe beschädigt hatten, und keine Rolle benutzt. Verwandt habe er eine rote Farbe auf Acrylbasis wie Newman auch. Auf die Frage, warum er eine so hohe Rechnung an Materialkosten präsentiert habe, antwortete er, davon Gas und Licht bezahlt zu haben, ferner die Versicherung, einen neuen Rahmen und den Transport ...

Inzwischen ist es Museumsbesuchern untersagt, näher als zweieinhalb Meter an die Skandalleinwand heranzutreten. Eine dreißig Zentimeter hohe Sperre und zwei Wächter vereiteln jede nähere Inaugenscheinnahme der zwei Millionen Strichelchen ...

Van Gogh Museum *,
Paulus Potterstraat 7 (1071 CX), T. 570 52 00; tägl. 10-17h; Erwachsene hfl 12,50, bis 17 Jahre hfl 5,-. Straßenbahnen 2, 3, 5 u. 12, Busse 63, 170 u. 179, Museumboothaltestelle 3.


Dieses Museum wurde errichtet, um die reiche Gemäldesammlung, die Vincent van Gogh seinem Bruder Theo hinterlassen hatte, unterbringen zu können. Damals fanden etwa zweihundert Gemälde und fünfhundert Zeichnungen hier einen Platz. Heute sind es etwas weniger, und es werden auch Kunstwerke seiner Zeitgenossen ausgestellt. Nach wie vor kann aber jeder Kunstfreund hier, auch wer die Van GoghAusstellung 1990 verpaßt hat, einen umfassenden Eindruck von dessen Lebenswerk gewinnen. Interessant auch, dass die Gemälde chronologisch angeordnet wurden, so dass sich Van Goghs Entwicklung über die Jahre gut nachvollziehen läßt. Tip: kostenlose Führungen auf Englisch samstags 13 h. Ansonsten sind CDs zu etwa hlf. 7 zu mieten. Einige arme Studies unter unseren Lesern haben sich diese Ausgabe erspart, indem sie sich in der Nähe des CDStandes herumdrückten und Amerikaner, die ihre CDs zurückgeben wollten, baten, sie ihnen zu überlassen. Na, sowas!