Iguaçu-Fälle
Schönheiten der Welt
Foz do Iguaçu
Leben mit der Energie des Wassers
IguaÇu-Fälle (Vorwahl: 0455)
Unbestreitbar gehören die Wasserfälle von Iguaçu neben den Niagarafällen und den Victoriafällen am Sambesi (120 m Höhe) zum Kleeblatt der drei schönsten auf der Welt. Sie sind aber weniger bekannt (»nur« rund eine Million Touristen jährlich).
»Iguaçu« im Guarani-Indianisch bedeutet soviel wie »großes Wasser«. Das ist wohl der treffende Ausdruck für die über zweihundert Wasserfälle des Rio Paraná, die inmitten einer üppigen Vegetation eine Felswand von zweieinhalb Kilometer Breite hinabstürzen. Die stufenweise herabrauschenden Wassermassen verschlingen sich: manchmal ergeben sich nur schmale Rinnsale, die ein wildes Pflanzenreich durchqueren, dann wiederum breite und hohe Kaskaden. Was deren Höhe von bis zu 98 m angeht, so werfen sie die Niagarafälle mit nur 47 m locker aus dem Rennen. Hier wurde übrigens eine Filmszene aus »Mission« (Großbritannien 1986) mit dem schönen Robert Robert de Niro, wer sonst gedreht. Die Schönheit der Fälle läßt sich das ganze Jahr über bewundern; während der Monate Oktober und November ist der Wasserstand allerdings am niedrigsten.
Das Städtchen Iguaçu breitete sich immer weiter aus, die Einwohnerzahl stieg stetig (von 24.000 auf 250.000), die Straßen wurden immer länger und breiter. Schuld daran waren der Aufschwung des Fremdenverkehrs und der Bau des größten Staudamms der Welt wenige Kilometer von den Cataratas entfernt: des gigantischen Wasserkraftwerks von Itaipú. Zu Zehntausenden strömten die Arbeiter und Techniker damals herbei, die nach Fertigstellung des Mammutwerks erst einmal arbeitslos wurden. Das Kraftwerk nahm im Mai 1991 seine volle Leistung auf und liefert seitdem einen Großteil (!) des brasilianischen Strombedarfs, vornehmlich an die »wirtschaftliche Lokomotive« Sao Paulo (die Leistung entspricht ungefähr dem Doppelten des Stromverbrauchs ganz Österreichs). Paraguay, zur Hälfte an den Baukosten in Höhe von rund dreißig Milliarden Dollar beteiligt, kann soviel Elektrizität gar nicht gebrauchen: es verkauft 98 % seines Energieanteils daher vorneweg an seinen mächtigen Nachbarn (weitere Einzelheiten im Kapitel »Der Staudamm von Itaipú«).
Der Fremdenverkehr als zweiter Faktor des Wachstums der Boomtown Iguaçu steckt noch in den Kinderschuhen: die Stadt hat nicht viel mehr zu bieten als die geringe Entfernung von dreißig Kilometern zum gleichnamigen Wasserfall. Länger als eine Nacht wird man sich hier nicht aufhalten wollen; Wochenenden für einen Besuch nach Möglichkeit meiden.
Sagenhaftes
Erzählungen der Caingangues-Indianer zufolge sandte der Götterkönig Tupá seinen Sohn, M´Boi, den Schlangengott, damit er über den Volksstamm wache. M´Boi lebte im Paraná-Fluß. Der Häuptling des Stammes, Igobi, hatte seine bildhübsche Tochter Naipi dem Gott M´Boi versprochen, der sich unsterblich in sie verliebt hatte. Unglücklicherweise war aber ein Stammeskrieger, Tarobá, der Geliebte Naipis. Am Hochzeitstag M´Bois Naipis flohen daher letztere und ihr Geliebter Tarobá mit einem Kanu über den Fluß. Maisalkohol hatte die Stammesbrüder in einen Rauschzustand versetzt, so dass sie die beiden nicht bemerkten. Bloß M´Boi erwachte vom Geräusch der aufs Wasser schlagenden Ruder und ließ, fuchsteufelswild über den Betrug, durch einen kraftvollen Schwanzschlag eine Schlucht entstehen, in die das Liebespaar hineinstürzte. Naipi wurde in einen Felsblock am Fuß der Wasserfälle verwandelt und ist so ständig der Gewalt des Flusses ausgesetzt. Tarobá ist ein die Fälle überragender Palmbaum geworden, der bis in alle Ewigkeit seine große Liebe betrachten muß, ohne zu ihr gelangen zu können.
Unter besagter Palme verbirgt sich eine Höhle, in der sich M´Boi versteckt hält und sich am Unglück der Liebenden ergötzt. Kein feiner Zug ... Seine Schadenfreude und sein Lachen werden jedoch durch den Lärm der herabstürzenden Wassermassen übertönt. Die Palme ist eindeutig zu erkennen, den Felsen erahnt man bloß.