(Kunst-)historische A-J

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(Kunst-)historische Museen A-J

Allard Pierson Museum *,
Oude Turfmarkt 127 (1012 GC),
T. 525 25 56; Di.-Fr. 10-17h, Sa., Sonn u. Feiertage 1317h. Eintritt: Erwachsene hfl 11,, 1215 Jahre hfl 8,, mit Museumkarte hfl 5, bis 12 Jahre gratis, Straßenbahn 4,9, 14, 16,24, 25, Museumboothalte 5.


Im Archäologischen Museum der Universität von Amsterdam werden Münzen, Waffen, Mumien, Grabschätze u.v.m. aus dem alten Ägypten, dem Nahen Osten, aus Zypern, Griechenland und dem Römischen Reich ausgestellt.

Religionsfreiheit:
Wudu und anderer fauler Zauber

Niederländische Toleranz dürfte auch bei folgender Geschichte zu Recht ein Ende haben: im September 1996 entdeckte die Polizei bei einem surinamesischen WuduAnhänger, der behautete, Anhänger »alternativer Medizin« zu sein und sich ansonsten bei seiner Festnahme ausschwieg vier Leichen von wenige Wochen alten Säuglingen. Sie waren offenbar wie Mumien einbalsamiert und präpariert worden. Drei davon fanden sich zufällig bei der Durchsuchung der Wohnung des Fünfundvierzigjährigen, der wegen eines Vergewaltigungsfalles festgenommen worden war. Zwei waren in großen Plastikpuppen augenscheinlich Kultgegenständen versteckt eine weitere Leiche wurde in einer anderen Wohnung entdeckt. Auch ein Altar wurde gefunden. Aber sind wir mit unseren christlichen Religionen wirklich soviel besser? Was wird denn da beim Abendmahl getrunken und gegessen?

Museum Amstelkring »Ons´ Lieve Heer op Solder« *, Oudezijds Voorburgwal 40 (1012 GE), T. 624 66 04; Mo.-Sa. 10-17h, So. u. feiertags v. 13-17h; Eintritt hfl 5,- bis 18 Jahre hfl 3,50; Straßenbahn 4, 9, 16, 24 und 25

Kaufmannshaus aus dem 17. Jahrhundert, in dem sich über drei Dachböden eines 1663 errichteten Grachtenhauses eine verborgene Kirche befindet. Zur Zeit der Reformation war es ja verboten, sich öffentlich zum katholischen Glauben zu bekennen, was auch nicht gerade ins Bild der »toleranten« Niederlande paßt. Zuvor, zur Zeit des härtesten Kampfes um den rechten Glauben 1566, hatte es sogar einen regelrechten »Bildersturm« gegeben, wo aufgebrachte Reformierte katholische Kirchen und Klöster verwüsteten. Diese »Unterschlupfkirche«, »Unser Herrgott auf dem Söller«, aus dem Jahre 1663 bietet Kunstfreunden u.a. einen Barockaltar und eine kleine Orgel aus dem 18. Jahrhundert. Hier werden regelmäßig Konzerte veranstaltet.

Einmalig sind auch der »Sael« im klassischen Amsterdamer Stil des 17. Jahrhunderts, das Wohnzimmer aus dem 18. Jahrhundert und der Schlafraum des Pastors mit seiner ursprünglichen Bettnische. Etliche Treppchen, Kammern und versteckte Verschläge atmen gemeinsam mit Gemälden und Möbelstücken den Hauch vergangener Zeiten. Bemerkenswert auch der Altar, dessen Gemälde ausgewechselt werden konnten.

Amsterdams Historisch Museum *, Kalverstraat 92 od. Nieuwezijds Voorburgwal 357 (1012 PH),
T. 523 17 43; Mo.-Fr. 10-17h;
Sa. u. So. 11-17h, Ein-tritt: Erwachsene hfl 7,50, 6-16 Jahre
hfl 3,75, Familientarif hfl 16,50. Straßenbahn 1, 2, 4, 5, 9, 11, 14,16, 24 und 25, Museumboothalte 4


Dieses ursprünglich im 16. Jh. als Waisenhaus (Burgerweeshuis) errichtete Museum beherbergt eine umfassende Sammlung zur Stadtgeschichte, wo sich die wechselvolle Bedeutung Amsterdams für die Niederlande und die Welt anhand zahlreicher Ausstellungsstücke gut nachzeichnen läßt. Ausgestellt sind Funde aus vorgeschichtlicher Zeit, Urkunden und ein modellartig nachgestelltes Amsterdamer Alltagsleben zu fernen Zeiten in Gassen und Häusern und am Hafen und viele Gegenstände aus Handel, Handwerk und Gewerbe.

Aviodome, (Westelijke Randweg), Schiphol Centrum (1118 BJ),
T. 604 15 21; Di-Fr. 10-17h; Sa. u. So. 12-17h. Eintritt hfl7, 50, Kinder v. 4-12 Jahre hfl 5;-, Busse 68,173 u. 174, Zug ab Centraal Station


Das alles verbirgt sich unter der futuristischen Kuppel des Aviodome: das Nationale Luft und Raumfahrtmuseum mit einer Dauerausstellung zur Entwicklung der Luft und Raumfahrt, über zwanzig Flugzeugen, verschiedenen Kunstmonden, Modellen sowie historischen und technischen Kuriositäten. Sehenswert auch die Nachbildung des Gleitflugapparates, mit dem Otto Lilienthal zwischen 1890 und 1896 wichtige Pionierarbeit leistete; außerdem die Flugmaschine der Gebrüder Wright, mit der 1903 der erste richtige Motorflug gelang, verschiedene FokkerFlugzeuge und, in der Raumfahrtabteilung, die MercuryKapsel, das erste bemannte Raumschiff der Amis.

Joods Historisch Museum *,
Jonas Daniël Meyerplein 2-4 (1011 RH), T. 626 99 45; Mo.-So. 11-17h, an Jom Kippur geschlossen;
Erwachsene hfl 7,-, Altersgruppe 10-17 Jahre hfl 3,50,

Das vorbildlich renovierte Jüdische Geschichtsmuseum in einem Komplex von vier ehemaligen Synagogen (Hoogduitse Synagogen das war das Gebetshaus der aus Osteuropa stammenden Aschkenasen im Gegensatz zu den aus dem Mittelmeerraum und vor allem aus Nordafrika stammenden Sepharden) bietet seinen Besuchern eine Übersicht über jüdische Religion und Kultur, die Geschichte der jüdischen Bevölkerung in den Niederlanden und die Folgen des Zweiten Weltkrieges für diese Glaubensgemeinschaft. Im Café leckeres koscheres Essen.

Hals- und Beinbruch für die Schickse

Das Jiddische, im 13. Jahrhundert im deutschen Sprachraum entstanden, war in den vergangenen Jahrhunderten Mutter und Gemeinsprache der Aschkenasen (mittel und osteuropäische Juden). In seine »taitsche« Urform mischten sich bald hebräischaramäische Begriffe, mittelalterliche deutsche Dialekte, Wörter aus dem Rotwelschen des fahrenden Volkes und Sprachreste aus dem alten Französisch. Die Ghettoisierung der Juden im ausgehenden Mittelalter führte zur Abkapselung von anderen Sprachentwicklungen, so dass das Jiddische zu einem selbständigen Idiom wurde, zur Volkssprache von Millionen Juden. Alle aus dem deutschen Sprachraum könnten die im Kern mitteldeutschen Texte leidlich gut verstehen, wären sie nur nicht fast immer in hebräischen Schriftzeichen verfaßt.

Kaum bekannt ist das Eindringen des Jiddischen in die deutsche Sprache. Zwar wird auch mancher nicht philologisch geschulte Leser wissen, dass Wörter wie Tacheles, Chuzpe, Sore, Zaster, Pleite, Schickse und meschugge dem Jiddischen entstammen, aber kaum jemand macht sich beim sinnlosen »Hals und Beinbruch« darüber Gedanken, dass dies eine Verballhornung des Jiddischen »hasloche un broche« ist, wörtlich übersetzt »Glück und Segen«. Der deutsche Hörer verstand den Sinn der Wörter nicht, sondern übertrug die Laute in seine Sprache, so dass als Ergebnis der nicht zu verstehende Glückwunsch herauskam. Wer denkt schon beim Begriff »SaureGurkenZeit« daran, dass es sich hier um eine Ableitung von »zores und jokreszeit« handelt, was wörtlich mit »Zeit der Not und Teuerung« zu übersetzen ist. Ähnlich wurde im Englischen aus der »route du roi« die Rotten Row im Hydepark, die rein gar nichts mit einem vergammelten Reitpfad zu tun hat, und aus der als künftige englische Königin ausersehenen Tochter des spanischen Königshauses, der »Infante de Castilila«, Elephant and Castle auf der Südseite der Themse.