Hofjes

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Hofjes

Wer beim Amsterdams Historisch Museum ist, hat es nur ein paar Schritte zum Begijnhof am Spui (1012) geöffnet von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, eine Oase inmitten der Großstadt, die niemand auslassen sollte. Es handelt sich um eine 1346 ursprünglich für katholische Mägde - daher der Name - errichtete Häuserzeile, später durch einen Brand fast gänzlich verwüstet.

Im Gegensatz zu allen anderen katholischen Klöstern und Kirchen wurde der Begijnhof bei der Alteration (1578) nicht enteignet. Die Beginen waren verheiratete Frauen bzw. Witwen, die zwar ein religiöses Leben führen, nicht aber als Nonne in ein Kloster eingesperrt werden wollten. Sie wohnten zumeist in einem isolierten Teil der Stadt und besaßen eine eigene Kirche. Ihre Häuser waren nicht im Besitz der Kirche, sondern in ihrem Privatbesitz und konnten deswegen auch nicht konfisziert werden. Wohl aber die Kirche, die an die englischen Presbyterianer kam. Die Beginen selbst versteckten ihre Kirche St. Joannes en Ursula gegenüber in den Wohnhäusern 29 bis 31. Die Hoffnung der jetzt protestantischen Stadtoberen, die Beginen würden schnell aussterben, erfüllte sich nicht: Die letzte Begine Amsterdams verschied am 26. Mai 1971.

Heute ist die Anlage wieder bewohnt, aber ausschließlich von Frauen. Ein Haus mit Holzfassade, die Nr. 34, aus dem 15. Jh. hat überlebt. Ein zweites Holzhaus steht übrigens auf dem Zeedijk 1.

Ein Kloster, ganz in der Nähe, das wie die meisten der Säkularisierung nicht entging, war das zur Reformation 1578 in ein Spital verwandelte Franziskanerkloster für Nonnen auf der anderen Seite der Amstel zwischen Rokin, Grimburgwal, Kloveniersburgwal und Amstel. Bis 1981 war hier die Klinik der Amsterdamer Universität untergebracht, auch Binnengasthuis genannt. Mit Fertigstellung des großen Akademischen Medischen Zentrums (AMC) im Südosten der Stadt machte das Binnengasthuis Platz für Universitätsinstitute und Studentenwohnungen.

Weitere Hofjes sind z.B. das HuyszittenWeduwenHofje (oder Karthuizerhofje) in der Karthuizerstraat 21131 (1015), im Jahr 1650 vom Architekten der Portugiesischen Synagoge entworfen. Die Anlage ist zwar recht schön und groß, und Witwen durften hier auch wohnen, doch sie brauchten nicht nur zu Hause herumzuhocken, wie man vom Namen her annehmen könnte. Wichtigste Bedingung für einen Platz in diesem Hofje war lediglich der feste Wohnsitz in Amsterdam. Andere Hofjes waren da wesentlich strenger; man mußte einer bestimmten christlichen Sekte angehören, bei einen bestimmten Arbeitgeber gearbeitet haben oder ein gewisses Alter erreicht haben.

Nach einem Zwischenspiel als Altenheim erfolgten Umarbeiten. Heute fällt die Anlage unter den sozialen Wohnungsbau.

Das Claes Claeszoon Hoje in der Eerste Egelantiersdwarsstraat 15 (1015), seit 1630 öfters umgebaut, präsentiert sich heute als malerisches Ensemble von drei Höfen. Die Bewohner sind zumeist Kunststudenten.

Beim Swigtershofje von 1744, zwischen Amstel 84 und 100 (1017), handelt es sich um ein Obdach für 36 ältere, bedürftige und katholische Damen. Auch hier wurde eine »Unterschlupfkirche« eingerichtet, wohl die kleinste der Welt. Sehenswert die nur vier mal vier Meter große Kapelle mit ihren Stuckengeln. Nur mit etwas Glück steht die Pforte offen. Wie wär´s mit dezentem Klingeln?

Weitere Hofjes, übrigens fast alle im Stadtteil Jordaan, geordnet nach Postleitzahl:

Raepenhofje,
Palmgracht 2838 (1015)

St. Andrieshofje,
Egelantiersgracht 105141 (1015)

Suykerhofje,
Lindengracht 149163 (1015)

Van Brienenhofje,
Prinsengracht 89133 (1015)

Zevenkeurvorstenhofje,
Tuinstraat 197223 (1015)

Zon´s Hofj,
Prinsengracht 159171 (1015)

Venetia of Maarloopshofje, Elandsstraat 104142 (1016)

Grill´s Hofje, Eerste Weteringdwarsstraat 2135 (1017)

Looyershofje, Nieuwe Looiersstraat 2438 (1017)

Everdina de Lanoyhofje,
Van Hallstraat 51 (1051)

Nederlandse Woningstichting,
Da Costastraat 4458 (1053)