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Tee und Kaffee

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Tee und Kaffee

In vier Amsterdamer Geschäften erstehen Kaffee- und Teeliebhaber ihr Gebräu in einer Umgebung wie zu Großmutters Zeiten. Sie haben sich ihr altes Inventar bewahrt und verkaufen ihre Waren in altmodischen Spitzentüten. Jedes hält beinahe hundertfünfzig verschiedene Sorten Tee und zwanzig Sorten Kaffee aus allen Teilen der Welt vorrätig. Den Kaffee kann man auf jede gewünschte Weise mischen und mahlen lassen. Also nur feste zugreifen. Zu Hause wird so mancher dann vermutlich sein »frischgemahlenes«, »aromageschütztes« und »geschmacksversiegeltes« Pülverchen oder – noch schlimmer – seinen gefriergetrockneten Brutalkaffee gleich in den Müll befördern, wo er auch hingehört.

Nachstehend die Anschriften der vier Kaffeehandlungen:

Geels en Co, Warmoesstraat 67 (1012 HX), T. 624 06 83, Mo.-Fr. von 9-17.30h, Sa. 9-17h.

Nicht nur Geschäft, sondern auch Kaffeerösterei.

Keijzer´s Koffie en Theehandel, Prinsengracht 180 (1016 HB), T. 624 08 23, Mo.-Fr. von 9-17.30h, Sa. von 9-17h

Wijs en Zoon, Warmoesstraat 102 (1012 JJ), T. 624 04 36, Mo.-Fr. von 9-17.30h, Sa. von 9-17h

´t Zonnetje, Haarlemmerdijk 45 (1013 KB), T. 623 00 58, Mo.-Fr. von 9-17.30h, Sa. von 9-17h

Außerdem kann man auch Kaffee zur Unterstützung des jeweiligen Herkunftslandes kaufen. Und zwar im:

De Derde (Wereld)winkel, Huidenstraat 16 (1016 ES),
T. 625 22 45; Mo. 13-18h,
Di.-Fr. 10-18h, Sa. 10-17h

Verkauft nicht nur Kaffee, sondern auch andere Artikel aus Ländern der Südhalbkugel.

Seit kurzem werben auch Supermärkte für Kaffee, von dessen Verkauf die Kaffeebauern aus der sogenannten Dritten Welt profitieren – und nicht allein internationale Konzerne. Dieser Kaffee heißt »Max Havelaar Koffie«. »Max Havelaar« ist übrigens die Hauptperson im gleichnamigen Buch von Multatuli. Dieses Buch, das die Korruption im Kaffeehandel in »NederlandsIndie« (dem heutigen Indonesien) und die Unterdrückung der einheimischen Bevölkerung beschreibt, hat seit seinem Erscheinen Anno 1860 zu heftigen Diskussionen geführt. Ein Klassiker der holländischen Literatur.

Schlichtheit ist Tugend

Dass die niederländische Literatur übrigens keinen Nobelpreisträger hervorgebracht hat, sagt nichts über ihre Qualität. Tatsache ist, dass sie nach ihren goldenen Zeiten im 17. Jh., als Vondel, Hooft und Huygens das Volk der Händler und Seefahrer auf die Höhe der Weltliteratur hoben, in einen langen Dämmerschlaf biederer Genreskizzen und derbfröhlicher Bauernidyllen versank, aus dem sie erst Multatulis Attacke riß. Der holländische Kalvinismus und der flämische Katholizismus, beide traditionell bigott, verhinderten einen frühzeitigen Anschluß an die westeuropäische Moderne. Ganze Generationen haben sich an der krämerseligen Fantasielosigkeit der holländischen Puritaner abgearbeitet. »Schlichtheit ist die Tugend der Niederlande«, höhnte Hugo Claus einmal in einem Gedicht. »Sag alles mit einem einzigen Wort. Armut ist Trumpf, sagen die Spürhunde des Benimms«.