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Gehobene Geschäfte

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Route der gehobenen Geschäfte

Wir befinden uns auf dem Dam gegenüber des Palastes. Hier gleich rechts der Bijenkorf, ein Warenhaus, das zu den schicksten der Niederlande gerechnet wird. Unter den NonFoodWaren findet sich eine reiche Auswahl an allem, was man sich nur wünschen kann. Von Büchern bis zu Parfums, vom Spielzeug bis zu LPs reicht die Palette, so dass ein Besuch jedem etwas zu bieten hat.

Am Dam nehmen mehrere Einkaufsstraßen von unterschiedlichem Charakter ihren Anfang. Auf dem Damrak zwischen Dam und Hauptbahnhof finden sich etliche Souvenirgeschäfte, Wechselstuben und Croissanterien. Die Stadtverwaltung sähe hier natürlich lieber »echte« Geschäfte und sprach vor kurzem diesbezüglich gar von der »EntCroissantisierung« der Innenstadt ...

Apropos Wechselstuben: kürzlich schloß die Polizei fünf der vielen als Geldwaschanlagen dienenden Büros, wo im letzten halben Jahr vor der Razzia allein 145 Millionen DM ohne Quittung über den Schalter gingen und 450 Millionen DM in den letzten fünf Jahren. Amsterdam zählt 106 solcher Wechselstuben, obwohl eine Hand voll dem tatsächlichen Bedarf entspricht. Unter den verhafteten Ägyptern und Israelis befand sich ein weibliches Bandenmitglied mit Diplomatenpaß. Bei der Aktion wurde ein gerade aus Belgien gekommener Geldtransporter sichergestellt, der rund 1,5 Millionen Gulden und 400.000 Dollar geladen hatte.

Der Nieuwendijk, ebenfalls auf dem Dam beginnend, verlängert die Kalverstraat und ist eine der verlottertsten Straßen der Stadt. Es empfiehlt sich nicht, hier nachts alleine durchzuspazieren. Nicht nur, dass die geschlossenen Rolläden keinen allzu freundlichen Eindruck erwecken, sondern auch deshalb, weil diese Ecke nachts von seltsamen Gestalten bevölkert wird. Hier befinden sich fast ausschließlich Kleidungsgeschäfte, von denen nur wenige ein angemessenes Preis/Leistungsverhältnis bieten. Auch die Damstraat beginnt am Dam. Eigentlich handelt es sich um keine richtige Einkaufsstraße, aber ein Schaufensterbummel lohnt auf jeden Fall. Diese Straße führt ins Rote Viertel, das sich zu beiden Seiten anschließt. Die Damstraat fällt weder in die teure noch die billigere Kategorie, da hier die unterschiedlichsten Läden nebeneinander existieren, z.B. ein solcher für TShirts, in dem die verrücktesten Aufdrucke erhältlich sind, und das zu verhältnismäßig moderaten Preisen.

Capsicum ist ein bekannter Tuchhändler mit tausenderlei Stoffen. Nichts wie rein und unter den unterschiedlichsten Farben und Mustern, unter Seide, Leinen und Baumwolle wählen. Billig ist der Laden allerdings nicht gerade. Ein Stück weiter, in der Nieuwe Hoogstraat, dann Modegeschäfte, alle gleichermaßen exzentrisch. Ganz am Ende dieser Straße erreicht man die St. Antoniesbreestraat mit Läden wie 501 (außer den bekannten 501Jeans sind auch viele andere Marken auf Lager), die Buchhandlung Pantheon und das Bekleidungsgeschäft Punch mit hypermoderner, hauptsächlich schwarzer Kleidung sowie Schuhen. Aber hier ist dann auch wirklich Schluß, es sei denn, man möchte zum Waterlooplein.

Am besten also wieder zum Dam durch das Rote Viertel zurückmarschiert, um von dort aus der Kalverstraat zu folgen. Jahrelang stellte sie die Einkaufsstraße schlechthin dar mit den bekanntesten Geschäften der Stadt. Mittlerweile sind diese jedoch größtenteils umgezogen in die P.C. Hooftstraat, und an ihre Stelle traten hauptsächlich Kleidungsgeschäfte mit einander sehr ähnlichem Angebot. Wer die Kalverstraat immer weiter hinunterläuft, gelangt irgendwann an eine Ampelanlage, wo sich der Spaziergang natürlich fortsetzen läßt. Biegt man jedoch rechts ab in Richtung Spui, so ist rechts das riesige Espritgebäude der gleichnamigen Textilmarke, das Afrikahuis, zu erblicken. Wie wäre es bei dieser Gelegenheit mit einem Besuch? Weiter geht´s zum Spui (Atheneumbuchhandlung & Nachrichtenzentrum, Buchhandlung Van Gennep und Kinderboekenwinkel) und von dort zum Koningsplein (Shoebaloo und Cartier) oder zurück zur Kalverstraat (Maison de Bonneterie) bis zum Heiligeweg, in den wir rechts einbiegen. Dort befindet sich der Juwelier Jos Jonkergouw mit modernem Schmuck und Uhren, gleich um die Ecke im Voetboogsteeg das Vlaamse Friethuis (die besten Pommes von Amsterdam) und zurück auf dem Heiligeweg schließlich The English Hatter, ein Fachgeschäft für Hüte und Krawatten. Abgesehen von der Qualität ist noch die Auswahl und das einzigartige englische Flair dieses Geschäfts erwähnenswert.

Zurück in Richtung Koningsplein laufen wir am Ende des Heiligeweg über mehrere, seltsame Glasplatten, unter denen ein Kanalrohr erkennbar ist, welches das letzte Haus in Amsterdam an ein neues Kanalisierungssystem anschließt. Seit der Verlegung dieses Rohrs leitet kein einziges Haus mehr seine Abwässer in die Grachten. Was die Hausboote angeht, so verhält sich die Sache allerdings anders.

So, nun stehen wir auf dem Koningsplein. Links der Blumenmarkt, den wir keinesfalls auslassen sollten, denn er sieht nicht nur malerisch aus, sondern duftet auch noch verführerisch.

Wenn wir am anderen Ende des Marktes nach rechts und dann sofort wieder nach rechts abbiegen, unter der Überführung durch, kommen wir in die Reguliersdwarsstraat. Diese Straße entwickelt sich immer mehr zur HighSocietyStraße der Homosexuellen, welche man vor allem im April, Traffic und bei dem dortigen Friseur trifft. Außerdem gibt es in dieser Straße einige ausgesprochene InTreffs wie die Disco Richter und das mexikanische Café / Restaurant Rosa´s Cantina.

Ganz am Anfang der Straße kommt links eine Galerie in Sicht die Bilder von Herman Brood verkauft. Gleich daneben ein Geschäft mit allen möglichen Küchenutensilien. Wer gerne kocht, sollte hier unbedingt mal reinschauen. Ein Stück weiter passieren wir die vorgenannten Cafés und Restaurants. Am Ende dieser Straße wieder der Koningsplein mit der größten Buchhandlung der Stadt, Scheltema, Holkema und Vermeulen. Von dort aus in die Leidsestraat mit Metz & Co., eine Art Luxuskaufhaus, das fast ausschließlich Möbel und Artikel für die Inneneinrichtung, von Vasen über Stoffen bis zum Geschirr, zu bieten hat. Hier unbedingt mal reinschauen. Vor allem auch ins oberste Stockwerk, wo man bei einer Tasse Kaffee und Kuchen oder auch einem Frühstück die Aussicht über die Stadt genießen wird. Man kann seine Schritte jetzt geradeaus zum Leidseplein lenken oder einen kleinen, aber lohnenswerten Umweg machen. Wer geradeaus geht, achte unterwegs zum Leidseplein auf das Geschäft zur Linken, Charlston, mit seinen tausend Geschenkideen. Wer sich für den Umweg entschließt, muß bei der Keizersgracht hinter der Brücke links abbiegen. Dort findet man sofort auf der rechten Seite Art Unlimited mit Ansichtskarten und Postern.

Nun geradeaus an der Keizersgracht entlang bis zur Nieuwe Spiegelstraat, wo wir rechts abbiegen. Sie ist weltberühmt wegen ihrer Antiquitätenhandlungen. Jedes Geschäft hat sich auf ein bestimmtes Sortiment verlegt: Gemälde des 17. Jahrhunderts, Glas, Uhren usw. Sich nicht davon abschrecken lassen, dass man bei den meisten Läden läuten muß, um eintreten zu können. Die Verkäufer sind es gewöhnt, dass nicht jeder Neugierige auch etwas mitnimmt. Ein Laden in dieser Straße fällt besonders auf, und zwar Leitmotiv zu Beginn gleich links. Hier gibt´s grundsätzlich die gleichen Dinge wie in anderen Geschäften auch, allerdings in hypermoderner Ausführung. Am Ende der Spiegelstraat schließlich das Rijksmuseum. Hinter der Brücke über die Lijnbaansgracht geht´s geradeaus. Wer sich jedoch für Diamanten interessiert, halte sich auf der Weteringschans ein Stück links wegen des Ateliers von Bob Hendriks. Ein schneller Einführungskurs in die Kunst des Diamantenschleifens gefällig? Ruhig mal eintreten und sich ein wenig Zeit lassen ...

Nach diesem Abstecher kehren wir zu unserem Ausgangspunkt an der Brücke zurück und wenden uns dann in Richtung Rijksmuseum. Hinter der Brücke über die Stadhouderskade geht´s rechts am Ufer entlang. Auf die imposanten Villen auf der anderen Straßenseite und am anderen Ufer achten. Auf der linken Seite erscheint das Museumhotel, wo die P.C. Hooftstraat ihren Anfang nimmt, im Volksmund kurz P.C. genannt. Hier stehen wir noch am Anfang der P.C. und können kaum erklären, warum dieses äußerst langweilige Stück diesen Namen trägt. Also auf zur Kreuzung Hobbemastraat, denn dahinter beginnt sie wirklich, die P.C. Hooftstraat.

Für diejenigen, die diese Straße verpaßt haben oder soeben geradeaus gegangen waren und nun auf dem Leidseplein stehen und nicht wissen, wie sie wieder Anschluß bekommen, folgender Hinweis: immer geradeaus in Richtung Mariotthotel laufen. Dort links über die Hobbemastraat bis zur P.C. und dann nach rechts.

Hier liegen sie vor uns, die »best shops in town«, die prestigeträchtigsten Adressen der Stadt. Die teuersten Schlitten parken hier in Doppelreihe, und fast jeder zweite kommt nicht zum Einkaufen, sondern um gesehen zu werden. Man erwarte übrigens nicht zuviel: im Vergleich zu luxuriösen Einkaufsmeilen anderer Großstädte wirkt die P.C. eher bescheiden.

Wir laufen geradeaus, vorbei am »Wäschegeschäft« La Culotte linker Hand, bis zur Van Baerlestraat, wo´s links abgeht. Auch hier noch mehrere Geschäfte, die eigentlich zur P.C. gezählt werden, vor allem jene auf der rechten Seite. Nach einer Weile folgen auf der linken Seite zunächst das Sweelinkkonservatorium und etwas später das Städtische Museum (Stedelijk Museum). Wir passieren die Schaufenster von Paauw und Raymond Linhard, beide mit Kleidung, dann Oogappel Optik (Brillen), Intertaal, eine auf Sprachen spezialisierte Buchhandlung, und Premsela, eine Kunstbuchhandlung. Schließlich stehen wir vor dem imposanten Konzertgebäude (Concertgebouw). Der neue Anbau, zu dem man sich wegen des rasch zu klein gewordenen Hauptgebäudes entschloß, wird jedem bestimmt auffallen. Die Meinungen darüber sind, wie erwähnt, allerdings geteilt ...

Von hier aus weiterbummeln bis zum Roelof Hartplein und dann rechts den Weg zur Beethovenstraat fortsetzen. Diese weist eine ähnliche Struktur wie die P.C. auf, aber das Angebot ist nicht ganz so exklusiv und geballt. Man kann jedoch auch mit uns in der Straßenbahn 16 ab Concertgebouw oder Linie 24 ab Roelof Hartplein oder Beethovenstraat in Richtung Hauptbahnhof fahren. Nicht vergessen: pro Person auf der Streifenkarte den jeweils zweiten Streifen abstempeln.

Bei der dritten (Linie 16) oder vierten Haltestelle (Linie 24 ab Roelof Hartplein), dem Albert Cuypmarkt, steigen wir aus. Er ist der berühmteste Markt der Niederlande. Angebot und Besuchern ist anzusehen, wieviel verschiedene Nationalitäten in Amsterdam heimisch sind. Er handelt sich leider nicht mehr um den günstigsten Markt, aber das Angebot ist fast unglaublich. Am Ende des Marktes biegen wir links ab in die Van Woustraat, vorbei an den Gebäuden der niederländischen Bank mit ihren gutbewachten Kellergewölben voller Goldbarren. Die komischen, aufeinandergestapelten, eisernen Platten geradeaus sollen einen Haufen Gulden versinnbildlichen, für uns nur wichtig, weil wir ihn passieren müssen, um in die Utrechtsestraat zu gelangen.

Diese Einkaufsstraße vermittelt einen guten Überblick über alles, was Amsterdam zu bieten hat. Von sündhaft teuren Luxuswaren bis zum Ramsch reicht die Palette. Man achte vor allem auf die beiden Ausstattungsgeschäfte, das Haushaltswarengeschäft Ditjes en Datjes und den Plattenladen Concerto. Am Ende dieser Straße stoßen wir auf den Rembrandtplein, wo links die Reguliersbreestraat abzweigt.

Werfen wir auch einen Blick auf das Kino Tuschinski, ein prächtiges Gebäude, auch von innen. Nur hineinspaziert und ein wenig umgeschaut. Etwas weiter der Muntplein, der sehr wenig mit einem Platz gemein hat, da er zu Hälfte von einem einzigen Verkehrschaos beherrscht wird und eine Brücke den Großteil des verbleibenden Platzes beansprucht. Auf der anderen Seite geht´s über den Rokin; linkerseits zahlreiche Geschäfte und Reisebüros und auf der rechten Seite die ewigen Verkehrsstaus.

Wir möchten hier auf ein paar hübsche Kleidungsgeschäfte, den Hintereingang des Maison de Bonneterie und die wundervolle Tabakwarenhandlung Hajenius hinweisen, ein wahres Paradies für jeden Nikotinfreund und immer gut für ein kleines Geschenk.

Endlich erreichen wir vollbeladen, völlig pleite und erschöpft wieder den Dam. Wer am nächsten Tag wieder fit ist und einen gefüllten Geldbeutel besitzt, darf uns auf unserer »billigeren« Route begleiten!