Volendam, Marken ...

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Volendam, Marken, Monnickendam

Rund 28 km. ANWB 1:100.000, Blatt 5

Ausnahmsweise geht´s mal andersrum. Wo immer man auch in Amsterdam aufbricht: man folge den rotweißen Radlerschildern Richtung Marken, Volendam, Nord oder Nordost, vielleicht auch der Autostraße N 10. In jedem Fall ist die Zeeburgerbrücke zu überqueren, da der Tunnel für Radler gesperrt ist. Nach der Brücke führt eine Treppe mit Fahrradspur auf die Straße nach Marken hinunter, die unter der Brücke nach rechts abgeht. Dem Schild Campingplatz folgend, geht´s durch eine Unterführung, an Schrebergärten links vorbei und unter einer Hochspannungsleitung her. Am Deich entlang erreichen wir Durgerdam.

Nach dem Jachthafen verrät uns ein modernes Windrad den Beginn des Radweges auf der Deichkrone. Hinter einem Zeltplatz liegen links das Wassergebiet Kinselmeer und rechts das Ijsselmeer. Bei heftigem Wind wählt man besser die Straße unterhalb des Deiches. Nach Ende des Kinselmeers liegt links eine Siedlung mit Wochenendhäuschen. Am Ortseingang von Uitdam müssen wir auf der Straße den Ort durchqueren und haben noch 6 km nach Marken vor uns. Wir biegen rechts ab auf den zur Insel führenden Damm, von dem schon von ferne der Leuchtturm zu sehen ist. Das Örtchen mit seinen auf Erdwällen (Terpen) stehenden, seit altersher grünweißen Häuschen war bis zur Abriegelung der Zuiderzee (Südsee im Gegensatz zur Nordsee) ein typisches Fischerdörfchen, als ehemalige Insel im 13. Jahrhundert von Mönchen eingedeicht.

Heute sind die meisten Bewohner von Marken in Amsterdam beschäftigt, andere schlagen kräftig Kapital aus ihrem bewohnten »Museumsdorf«. Ein stilecht eingerichtetes Marker Haus und das hiesige Museum veranschaulichen die Lebensumstände in Gegenwart und Vergangenheit. Fremde Autos dürfen nicht auf die Insel. Radfahrer ausgenommen, haben Besucher quasi Eintritt zu zahlen. Was es zu sehen gibt? Enge Gäßchen, Cafés, Restaurants und viele, viele Andenkenläden, oh ja ... so dass niemand unter Einsamkeit leiden wird. Man hätte diese rare Perle respektieren, keine Verbindung über den Deich mit dem Festland schaffen sollen. Stattdessen hat man dem Ort einen Riesenparkplatz beschert und noch dazu in einem »Hochhaus«, das billig ist, verglichen mit den Preisen der nahen Hauptstadt.

Und weil´s die Fremden so erwarten, beleben noch immer die typischen, bunten Marker Trachten das Straßenbild.

Erst im November, wenn es stürmt und vielleicht auch wieder etwas regnet, kann man sich fast allein auf der Insel fühlen. Alle Souvenirläden sind zu, kein Eingeborener läuft kostümiert herum, und die Insel ist wie anno Tobak. Dies ist ein Geheimtip, und wehe da werden mehr als drei Leute mit unserem Buch unter dem Arm angetroffen!

Zwecks Weiterfahrt bestehen zwei Möglichkeiten: einmal per Fähre, dem Markenexpress, alle Dreiviertelstunde nach Volendam und Monnickendam oder über den Damm zurück oben auf der Deichkrone ebenfalls Richtung Monnickendam. Zwischen April und September darf die Straße unterhalb des Damms nicht von Radlern befahren werden.

Auch hier handelt es sich um ein ehemaliges Fischernest, heute dem Fremdenverkehr verschrieben. Friesische Mönche gründeten die Ortschaft im 13. Jahrhundert, indem sie einen Seearm eindeichten. Sehenswert sind die Stadtwaage, die Aalräuchereien, die Grote Kerk (St. Nicolaaskerk) aus dem 15. Jahrhundert und der Speeltoren, ein Turm mit dem ältesten Glockenspiel Hollands, sowie das Spieluhrenmuseum.

Ortsausgangs führt ein Radweg links geradewegs 5 km nach Volendam. Reizvoller ist es, geradeaus zu radeln, wo nach einem Kilometer der JacobsHoeve zur Linken liegt, ein Käsebauernhof. Aufgepaßt: nicht mit dem Pseudohof IreneHoeve kurz vorher verwechseln. Dabei handelt es sich um einen Andenkenladen mit Käseverkostung. Weiter geht´s auf der Straße, wo wir schon von weitem die Windmühle von Volendam erkennen. Am Ortseingang ist weiter der Richtung Edam und Volendam zu folgen, nicht der Richtung Hoorn, da man so die Stadtmitte umrunden würde.

Wiederum handelt es sich um einen alten Fischerort mit schmucken Häusern. In Volendam herrscht reichliches Gedränge, da der Ort als Glanzstück und Museum altholländischer Gemütlichkeit (!) gilt. Lokaler Leckerbissen ist geräucherter Aal oder »Gestoofte Paling«, also gekochter Aal. Bis auf den heutigen Tag werden aus bekannten Gründen traditionelle Trachten getragen. Die Frauen tragen weite Flügelhauben, die Männer eine eher an Schornsteinfeger erinnernde Tracht. Viele Holländer heiraten hier, weil das auch sonntags möglich ist. Das rührt aus Zeiten, zu denen die Fischer während der ganzen Woche unterwegs waren und daher nur sonntags heiraten konnten.

Wer sich Gutes antun möchte, tafele auf altholländische Weise im Hotel Spaander, T. 02993 63 595, F. 936 9615, am Hafenende. Es hat 150 Jahre auf dem Buckel und beglückt mit bodenständiger Küche in gediegenen Räumen. Am Raumdekor läßt sich die Entstehungsgeschichte des Hauses ablesen. Örtliche Größen aus der Politik und ferienmachende Künstler prägen das Ambiente. Wo schlafen? Nun, im ältesten Zimmer, der Nummer 1 bzw. dem »Simon van de Knust«, das geradewegs einem Museum entsprungen zu sein scheint.

Wer nicht gerade im Lotto gewonnen hat, wird bei »Van den Hogen«, Haven 106, T. 9363 775, beim Touristenmenü glücklich oder auch bei »De Witte Haven«, Zuideinde 5, T. 93 63 790.