Historisches Dreieck

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Historisches Dreieck

Hoorn, Medemblik und Enkhuizen per Dampfeisenbahn und Boot entdecken! Hoorn präsentiert sich als ansehnliche Stadt mit Kaufmannshäusern aus dem »Goldenen Jahrhundert« der Niederlande und einem sehenswerten Friesenmuseum. Bereits um 1300 urkundlich erwähnt, ist es später Hauptstadt Westfrieslands. Hier wurde Cornelis Schouten geboren, der 1616 als erster die Südspitze Feuerlands, das von ihm so genannte Kap Hoorn, umsegelte, ferner Abel Janszoon Tasman, der Neuseeland entdeckte, Tasmanien, die Tonga und die Fidschi-Inseln, sowie der nicht gerade zart besaitete Jan Pieterszoon Coen, dem die Stadt als Begründer des Kolonialreiches auf dem Rode Steen ein Denkmal setzte. Hier sieht alles krumm und schief aus. Ganze Straßen scheinen nur noch in der Reihe zu stehen, weil sich die Gebäude gegenseitig abstützen. Die Waage und der alte Statthaltersitz sind modische Restaurants geworden, und, wie ein Berichterstatter sagte: »In den historischen Kaminen brennen die unechten Scheite mit Groninger Gas.« Dennoch handelt es sich um einen Ort mit viel Atmosphäre, wozu die Fischerboote und aufgespannte Netze nicht unwesentlich beitragen. Unweit vom Osttor, auf der breiten Straße zur Ortsmitte, steht eine Gruppe alter Häuser aus dem 16. Jh., die Bossuhuizen, benannt nach dem spanischen Admiral Bossu, der 1573 vor Hoorn geschlagen wurde. Von hier soll sich die beste Aussicht auf das Schlachtgeschehen geboten haben.

Übrigens: Friesisch ist seit 1994 als zweite Sprache im Verwaltungsverkehr anerkannt. Bürger erhalten dadurch das Recht, mit Beamten der Provinz Friesisch zu sprechen.

Sehenswert auch das Westfriesische Museum, wie die Waage von Hendrick de Keyser errichtet. Im Untergeschoß eine Ausstellung über das Torfstechen und die Molkerei. Hier erfährt man, das im Lande 24 Käsesorten erzeugt werden. Täglich außer sonntagvormittags geöffnet. Zwei Minuten von hier, auf der anderen Seite der Kirche, hat das Sint Jans Gasthuis, ein 1563 erbautes ehemaliges Hospiz, allsommerlich künstlerische Sonderausstellungen zu bieten.

Noch eine Kleinigkeit: niemand sollte Hoorn verlassen, ohne links vom Festungsturm (Hoofdtoren) bei der Gruppe von Kindern haltzumachen, die auf der Hafenbrüstung sitzen. Die Scheepsjongens van Bontekoe sind aus Bronze und dennoch mehr als lebendig ...

Danach geht´s dann per Dampfeisenbahn nach Medemblik zu Dampfmaschinenmuseum und Schloß Radbout aus dem Jahre 1288, von Floris V. errichtet. Der Name Radbout erinnert an den Friesenkönig, der sich der Taufe durch den hl. Willibrod so standhaft widersetzte. Hier soll schon im 4. Jh. eine friesische Siedlung bestanden haben. Nach Enkhuizen mit seinem markanten Verteidigungsturm Dromedaris, errichtet 1540, bringt uns anschließend ein Schiff.

Enkhuizen war vor den Einpolderungen ein blühendes Fischerstädtchen mit vierhundert Booten. Heute lebt der schmucke Ort vom Fremdenverkehr und der Blumenzwiebelzucht, überwiegend Tulpen, Dahlien und Nelken. Die 1977 eingeweihte, 30 km lange Deichstraße über das Markermeer nach Lelystad auf Ostflevoland ließ Enkhuizen zu einer Durchgangsstadt und Station zwischen den östlichen und westlichen Niederlanden werden.

Das Erbe der Vergangenheit wird mit einer gewissen Nostalgie sorgfältig erhalten und gepflegt. Das Zuiderzeemuseum, Wierdijk 1222, tägl. 10-17h, besteht aus einem Innenmuseum und einem Freilichtmuseum. Das Innenmuseum ist in zwei ehemaligen Lagerhallen angesiedelt, dem heutigen Jachthafen gegenüber, und hat folglich nicht das IJsselmeer, sondern die Zuiderzee zum Thema. Hier sind Boote, Gallionsfiguren, Möbel, Gemälde und Federzeichnungen zu sehen. Mehrere Säle beschäftigen sich mit dem Walfang, einst ein florierendes Gewerbe. Das Freilichtmuseum (geöffnet vom 1. April bis zum 29 Oktober) ist ein nachgebautes ZuiderzeeDorf, wie es in der Zeit zwischen 1880 und 1932 ausgesehen hat. Es ist ein bewohntes Dorf, in dem Kinder und Erwachsene in Kleidertrachten ihrem Gewerbe nachgehen. Man kann Segelmachern, Fischräucherern, Böttchern und Hausfrauen bei ihrer Arbeit zuschauen, die Häuser betreten etc.

Insgesamt ergeben über hundert originalgetreu rekonstruierte Fischerhäuser des Freilichtmuseums »Zuiderzee« mit Betrieben, Werkstätten und Läden, Schule, Apotheke, Grachten und kopfsteingepflasterten Sträßchen ein eindrucksvolles Bild vom damaligen Leben und Arbeiten in den ZuiderzeeHäfen. Besucher erleben hier hautnah das Leben auf der Insel Urk von 1905 mit nachgestellt und nacherzählt von fünf Personen. Wie eine Hausfrau um 1920 ihren Haushalt versorgte, davon überzeugen sich Geschichtsfreunde im Haus Zoutkamp 17. Wer grade um Mittag reinschaut, darf mitessen, sollte allerdings auch bereit sein, beim Abwasch zu helfen. Insgesamt sind 45 Gebäude von innen zu besichtigen.

Sehenswert sind ferner die Stadtwaage am Kaasmarkt, das Rathaus mit seiner Renaissancefassade sowie die weithin an ihrem hölzernen Glockenturm erkennbare Westkirche, der vom Hauptbau getrennt steht. Die Südkirche besitzt einen Turm mit viereckigem Steinfundament und Zwiebeldach. Schöne Fassaden säumen die Hauptstraße, Westerstraat, und erinnern an die Zeit als Enkhuizen noch eine hochherrschaftliche Residenz war, die zuvor den Friesenkönigen gedient hatte.

Von Enkhuizen lassen sich auch einwöchige Segeltörns auf dem Ijsselmeer buchen, z.B. über Ameropa.

Sehenswert und leicht erreichbar sind ebenfalls die Orte Zandvoort, Haarlem, Marken, Volendam, Monnickendam und das Muider Schloß, s. »Fahrradtouren, In der Umgebung«.