Kurzhaarschnitt

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Mit kurzer Mähne siegen?

Kurzbehaarte treffen genauer

Die niederländischen Soldaten sollen nach dem Willen ihrer Militärführung eines ihrer Vorrechte aufgeben: das auf eine Langhaarfrisur. Anlass ist die Abschaffung der Wehrpflicht und Umwandlung der Streitkräfte in eine Berufsarmee 1996. Doch die Pläne stießen auf harsche Kritik der Öffentlichkeit. Die Luftlandebrigade, die einzige Einheit, der bereits jetzt nur Berufssoldaten angehören, setzte intern eine Regelung durch, wonach Soldaten kurze Haare haben müssen. Nun hofft die Militärführung, dass sich dies durchsetzen werde. Man wolle eine Berufsarmee mit »professionellem Äußeren«. Wie sagte H. Schmidt als Verteidigungsminister seinerzeit über seine umstrittenen haarnetzbewehrten Krieger in den Sechzigern und Siebzigern: ihm sei ihr Aussehen wurscht, denn er kenne keine deutsche Armee mit kurzen Haaren, die einen Krieg gewonnen hätte. Aber die toleranten Zeiten sind vorbei ... Außerdem irrt Schmidt: 1870/71 wurde auch nicht mehr von bezopften oder perückenverzierten Soldaten gekämpft.

1994: Die Christen-Union (CDA), die seit zwanzig Jahren den Premier (»Bundeskanzler«) der Niederlande stellt, ist seit 1994 erstmals nicht im Kabinett vertreten. Die Presse schreibt von einem »politischen Erdbeben« und der »größten politischen Umwälzung in der niederländischen Geschichte«. Echte Volksparteien gibt es nicht mehr, denn Christ- und Sozialdemokraten konnten nur noch jeweils ein Viertel der Stimmen auf sich vereinen. Die offen fremdenfeindlich auftretenden Rechtsliberalen (VVD) behaupten sich mit 20 % der Stimmen als drittstärkste Kraft. Auch die rechtsextremen Zentrumsdemokraten erhalten fünf Sitze. Die »Grünen« fielen von vier auf drei Prozent zurück, ziehen mangels einer Fünf-Prozent-Klausel aber ins Parlament ein. Nach zwölf Jahren einer soliden, aber wenig spektakulären Politik von Ministerpräsident Lubbers sind viele Wähler enttäuscht. In ihren Augen hat sich trotz drastischer Einschnitte ins das vielgerühmte soziale Netz bei wachsender Steuerlast nichts verbessert. Während in den siebziger Jahren der charismatische Joop van Uyl vom Umbau der Gesellschaft, von sozialer Gerechtigkeit und Friedenspolitik redete, dominierten in der letzten Zeit der Koalition von Christ- und Sozialdemokraten, die nur noch wie Geschätsführer eines Unternehmens wirkten, nur noch Begriffe wie »Haushaltsloch« und »Sozialkürzungen« im Parlament. Harte Einsparungen, gerade auch im Sozialbereich, stehen zur Finanzierung von Steuersenkungen und neuer Arbeitsplätze an.