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Schulwesen

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Schulalltag

Werdegang in Sachen Bildung

Privat heißt wohlhabend

Der Schulbesuch ist in Venezuela kostenlos und beginnt mit sieben Jahren. Die vorgeschriebene Grundschule dauert sechs Jahre. Das Tragen einer Schuluniform ist Pflicht, um Neid zu vermeiden. Bücher und Hefte sowie andere Schulutensilien müssen die Eltern kaufen. Bei staatlichen Stellen erhalten minderbemittelte Eltern einen Zuschuß für die ersten Schuljahre. Morgens treten alle Schulklassen auf dem Schulhof an, und beim Hissen der Nationalflagge singen die Schulkinder die Nationalhymne. Gegen einen geringen Betrag dürfen Kinder den Schulbus benutzen, der eine feste Route abfährt. Viele Kinder aus den Elendsvierteln besuchen die Schule nicht oder nur für kurze Zeit. Die Regierung unternahm bereits vor Jahren den Versuch, kostenlos Milch auszuschenken, um die Kinder der Armen zum Schulbesuch zu bewegen. Jetzt will sie es mit einer ganzen Mahlzeit versuchen. Die wechselnden Regierungen schafften es immerhin, die Analphabetenrate innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte von 23% auf 9% zu drücken. Als statistische Grundmenge dienten alle Personen, die zum Zeitpunkt der Erhebung älter als 15 Jahre waren.

Nach der Grundschule können die Schüler das Gymnasium oder eine Art Berufsschule besuchen. Der »INCE« (Berufsschule) liegt nicht das duale Ausbildungssystem zugrunde. Vielmehr handelt es sich um eine Schule mit bestimmten Ausbildungszielen. Mechaniker lernen z.B. das Reparieren defekter Geräte und müssen in keinen Betrieb hineinschauen.

Wer das Gymnasium erfolgreich abschließt, kann seinen Ausbildungsweg an einer der zweiundzwanzig Universitäten oder sechzig Hochschulen im Land fortsetzen: neun in Caracas, je zwei in Maracaibo, San Cristobal und Valencia sowie je eine in Barcelona, Barinas Barquisimeto, Coro, Cumaná, Mérida und San Juan de los Morros. Die meisten sind privat und befinden sich in Caracas. Unterhält man sich mit jungen Venezolanern, so stellt man fest, dass fast alle studieren. Das liegt an den fehlenden Alternativen. Im Grunde genommen erweist sich der Hochschulabschluß als einzige Möglichkeit, um Anerkennung in der Gesellschaft zu erlangen und nicht im Elendsviertel wohnen zu müssen. Gleichzeitig dienen die Hochschulen als Heiratsmarkt, denn die Eltern der meisten Studenten gehören keinem Club an, in dem ihre Kinder wohlhabendere Gleichaltrige kennenlernen könnten. Einen erfolgreichen Hochschulabschluß erreichen die wenigsten.

Damit die sozialen Schichten unter sich bleiben, schuf man private Grundschulen, Gymnasien und Hochschulen. Je höher die Schulform, desto höher der Anteil privater Institute.