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Schönheitskult

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Exporthit neben Erdöl - Blonder, schlanker, besser

Schönheit ist in Venezuela ein Muß

Model-Business ist zweitgrößtes Geschäft

Von Venezuela ist häufig aufgrund seines Präsidenten Hugo Chavez die Rede. Jedoch ist das Land auch für anderes bekannt, z.B. seine Topmodels.

Eines davon, Irene Saez, hätte es sogar fast geschafft, Präsidentin zu werden. Jedoch konnte sich Chavez schließlich gegen die atemberaubende Miß Universum und Hauptstadtbürgermeisterin durchsetzen.

Schönheitsköniginnen werden in dem südamerikanischen Karibikland produziert wie am Fließband. Es sind hier nicht nur die schönsten der Schönen, die sich in Kaderschmieden zu Göttinnen und Sklaven des Laufstegs formen, sondern die große Masse der Mädchen und Frauen strebt mit viel Aufwand und Anstrengung nach möglichst großer Schönheit.

Das Ideal wird dabei von den Modelschulen und ihren Absolventinnen bestimmt. Dazu gehört es beispielsweise, nicht mehr zu wiegen, als seine Körpergröße nach dem Komma minus 20 Kilogramm (50 Kilo bei 1,70m). Training reicht meist nicht aus, um die Schönheitsvorgaben zu erfüllen, so dass gerne ein bißchen Silikon zu der natürlichen Form hinzugefügt wird. Genügt das nicht, wird an anderer Stelle noch etwas Fett abgesaugt, die Nase begradigt, die Zähne werden gebleicht und überall ein wenig rumgeschnippelt.

Doch die Ausstrahlung ist ebenso wichtig wie die Schönheit, wissen die Kommunikationswissenschaftler, so dass angehende Schönheitsköniginnen auch in Rhetorik und Auftreten geschult werden.

Gewinner des allgemeinen Schönheitsfimmels sind die Modelschulen. Das Geschäft mit der Schönheit macht Milliardenumsätze. Die bekannteste ist Giselle’s, benannt nach der Chefin, die seit 93 alle Misses auf den nationalen Schönheitswettbewerb vorbereitet. Sie liegt im vornehmen Osten der venezolanischen Hauptstadt Caracas; rund 1000 Schülerinnen belegen hier jährlich Kurse.

Wer dann letztlich das Rennen macht und Miss-Venezuela wird, bestimmt aber quasi Osmel Sousa, der venezolanische Schönheitsguru.

Nur wenige Venezolanerinnen können sich dem Druck entziehen, schön zu sein. Die Schönheit gehört zum Selbstverständnis der Menschen hier. Sie sind eitel und haben aus der Jugend einen Kult gemacht.

Nur wenige Menschen kritisieren öffentlich den Schönheitswahn. So zum Beispiel Luz Mely Reyes, die ein kritisches Buch über den Schönheitsfimmel ihrer Landsleute schrieb.

Schließlich werden es nur einige wenige der vielen Mädchen schaffen, eine professionelle Modelkarriere zu durchlaufen. Die anderen werden mit ihrer Schönheit in der allgemeinen Misere des Landes ganz normalen Arbeiten nachgehen müssen. Da bleibt ihnen dann höchstens die Hoffnung, dass sie mit ihren Reizen einen Mann finden, der gut für sie sorgt, und sie nicht nach Zeugung der ersten Kinder und langsamem Verblassen der Schönheit für eine junge, hübschere sitzen läßt.

SF