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Schwarz-Weiß Flüsse

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Weiß- und Schwarzwasserflüsse

Legendenhaftes El Dorado und Piranas

Flüsse von Tee

Die Vielfalt betrifft nicht nur Flora und Fauna, sondern auch die Flüsse, denn es gibt zwei verschiedene Flußtypen: man unterscheidet Weiß- und Schwarzwasserflüsse. Die meisten Weißwasserflüsse, zu denen auch Orinoko und Río Apure zählen, verlaufen im äquatorialen Bereich. Sie stammen aus Quellen, die meist im Gebirge entspringen. Das Wasser führt Schlammassen mit reichlich Nährstoffen mit sich und enthält auch Sinkstoffe, so dass es trüb ist und weißlich bis ockerfarbig schimmert. Kommt es in der Regenzeit zu großen Überschwemmungen, so werden weite Gebiete mit Nährstoffen versorgt und dadurch erst fruchtbar. Die Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren ist besonders groß.

Die Bäume wachsen über fünfzig Meter hoch. Moskitos, Pirañas und Krokodile bilden hier den Kern der Fauna. Schwarzwasserflüsse ähneln farbich starkem Tee. Zum großen Teil handelt es sich um Nebenflüsse des Orinoko, die sich aus großen Sumpfwaldgebieten speisen. Die Bäume nehmen den Sauerstoff des Wassers und des Bodens auf. Dadurch hinterlassen sie extrem sauerstoffarme Böden. Das Wasser laugt von den Bäumen fallende Blätter aus und fermentiert sie, so dass Huminsäure entsteht. Kleinorganismen können daraus allerdings keine vollständigen Humusmoleküle bilden, da ihnen dazu der Sauerstoff fehlt. Huminsäure bildet die Vorstufe der Humusstoffe und bewirkt die Wasserfärbung. Das Wasser enthält keine Schwebstoffe und ist so klar, dass wir mehrere Meter tief nach unten schauen können.

Im Flachwasser, am weißen Sandstrand, funkeln Steine wie Nuggets und gaben der Legende vom »El Dorado« Nahrung. Sauerstoffarmut und hoher Säuregrad des Wassers führen zu Artenarmut bei Pflanzen und Tieren. Da sich in diesem Gebiet keine Mückenlarven entwickeln, fehlt schon das erste Glied der Nahrungskette, und die kleinen Fische müssen sich von herabfallenden Blättern, Blüten und Früchten ernähren. Aus diesem Grund siedelten sich hier keine Indianerstämme an. Mit Mühe erreichen die Baumwipfel eine Höhe von zwanzig Metern. Das wohl bekannteste Gebiet der Schwarzwasserflüsse stellt Canaima dar. Stechfliegen gibt es aber trotzdem, denn in Wassertümpeln, in denen sich das Regenwasser sammelt, fühlen sich die Larven pudelwohl. Im Río Negro leben sogar Pirañas und Krokodile. Beobachten läßt sich das Zusammentreffen des Weißwasserflusses Orinoko mit dem Schwarzwasserfluß Caroní unweit der Stadt Ciudad Guayana. Ein Naturschauspiel ist es schon, wenn sich das schwarze mit dem weißen Wasser vermischt. Doch eigentlich reflektieren die Schwarzwasserflüsse bei Sonnenschein das Blau des Himmels und scheinen nur teebraun bei einer besonderen Beleuchtung.

Eine weitere landschaftliche Besonderheit ist das Amazonas-Orinoko-Becken. Bei genauer Betrachtung handelt es sich um einen großen Binnensee, der vor rund 400 Millionen Jahren noch Salzwasser enthielt und sich im Laufe der Jahre in ein Süßwasserflußsystem verwandelte. Das führte zwangsläufig zu genetischen Veränderungen bei einigen Meerestieren, die sich den veränderten Gegebenheiten anpaßten.