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Die Llanos

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Die Llanos

Vom Orinokodelta bis zur Küstenkordillere

Wasserscheide des Orinoko

Das zentrale Tiefland, die Llanos, erstrecken sich von den Anden im Westen bis zum Guayana-Hochland im Südosten, vom Orinokodelta im Osten bis zur Küstenkordillere im Norden. Nur bei Barcelona, wo sich die Unare-Senke befindet, reicht es bis ans Meer. Die Llanos nehmen fast ein Drittel der Landfläche Venezuelas ein und entstanden erst mit der Änderung des Orinokoverlaufs. Denn vor Millionen von Jahren floß der Orinoko von Ost nach West und mündete in den Pazifischen Ozean. Einige Millionen Jahre später türmte sich das Andengebirge auf, so dass der Orinoko seinen Lauf ändern mußte und sich nach Osten wendete, um schließlich über das riesige Orinokodelta, das siebzehn große Mündungsarme umfaßt, in den Atlantischen Ozean zu münden. Eine Besonderheit des Orinoko ist, dass er über seinen Nebenarm, den Río Casiquiare, mit dem Nebenfluß des Amazonas, Río Negro, in Verbindung steht. Die Wasserführung entscheidet darüber, ob der Orinoko Wasser an den Amazonas abgibt oder umgekehrt. Möglich ist dies, weil an dem Punkt der Orinokoverzweigung die Wasserscheide im Orinoko selbst liegt. Dieser ist der bedeutenste Fluß Venezuelas und der drittgrößte Lateinamerikas mit einer Länge von 2.060 km und einem Einzugsgebiet von etwa 1 Mio. km2. Allerdings befinden sich nur zwei Drittel des Einzugsgebiets auf venezolanischem Gebiet. Gegen den Amazonas mit einem Einzugsgebiet von 7 Mio. km2 erweckt er allerdings nur den Eindruck eines Zwerges. Deutschlands größter Strom, der Rhein, verfügt im Vergleich nur über ein Einzugsgebiet von 0,17 Mio. km2.

Die Llanos, eine Flachzone, weisen viele Becken und unregelmäßige Hügel auf. Die Hügel entstanden, als der Orinoko seinen Lauf änderte und Sedimente von den Anden mitbrachte. In der Regenzeit überschwemmt der Orinoko weite Flächen mit im Wasser enthaltenen Schlammassen und düngt so das weite Land. In der Trockenzeit sammelt sich dieses Wasser in vielen kleinen Becken, die zahlreichen Tiere als Wasserstelle dienen. In der Trockenzeit entstehen oft verheerende Steppenbrände, deren Ausmaße die Größe der Schweiz erreichen können. Die Llanos entpuppen sich als eine Savannenlandschaft mit spärlichem Baumbestand, die über Hunderte von Kilometern das gleiche eintönige Landschaftsbild roten Lateris und ockergelber Lavanne abgibt. Doch die Großlandschaft läßt sich noch weiter unterteilen: in die »Llanos altos« (hohes Flachland) und die »Llanos bajos« (tiefes Flachland). Die »Llanos altos« erreichen 100 - 500 Höhenmeter und liegen am Rand der Gebirgsketten. Flüsse zerfurchen die Erhebungen zu einzelnen »mesas« (Tischen). Die »Llanos bajos« weisen bis zu 100 Höhenmeter auf und befinden sich im östlichen Teil des Bundesstaates Barinas, im südlichen Teil Guaricos sowie in den Bundesstaaten Apure und Monagas. Die Flüsse dort sind ungemein breit. Zwischen den großen Flüssen Río Meta und Río Apure sowie dem kleineren Río Portuguesa erstrecken sich jene Überschwemmungsgebiete, die sich auch Überschwemmungsllanos nennen. In der Regenzeit stehen die Rinder bis zum Hals im Wasser. Statt mit Pferden treiben die Llaneros sie mit Booten zusammen.