Machen wir ein Buch?

Reise, Sachbuch, Belletristik ...?
Alle interessanten Themen;
alles was bewegt.

Hier geht´s weiter!

Tafelberge

Body: 

Tafelberge

Einzigartige Welt der Orchideen

Achtung! - Fleischfressender Pflanzen

Hier bietet sich Wissenschaftlern noch ein weites Betätigungsfeld. Auf den Tafelbergen existiert eine besondere Flora, die bis heute von menschlichen Eingriffen verschont blieb. Mindestens zwei Drittel aller Pflanzengattungen und -arten erweisen sich als endemisch, d.h. sie sind einzigartig und sonst nirgendwo auf der Welt zu finden. Das betrifft natürlich auch die Orchideen, die man früher gegen Gold aufwog. Manche Arten wachsen auf mehreren Tepuis, aber es gibt immer eine Art, deren Vorkommen sich auf einen Tepui oder eine Tepuigruppe beschränkt. Auf dem Roraima-Tepui stoßen wir auf kleine Orchideen, die aus haarfeinen Felsspalten herauswachsen und deren Stiele nur eine Länge von 10 cm aufweisen. Auf manchen Tepuis, wie z.B. auf dem Auyan-Tepui, blühen ganze Orchideenwälder, die sich unterschiedlich entwickelten. Während auf dem Auyan-Tepui die kleinste aller Orchideen, deren Blüte die Größe eines Stecknadelkopfes hat, auf Baumästen wächst, besitzen die Orchideen auf dem Aracamuni- und Aratitiope-Gebirge meterhohe Stengel. An keinem anderen Ort der Welt, mit Ausnahme von Gewächshäusern, gedeihen so viele Orchideen, wie in den Tepui-Wäldern. Die Pflanzen sind dort endemisch, weil der Florenaustausch durch die Isolierung von der Umgebung ausblieb und weil die Klimabedingungen auf dem Plateau, mit ständigem Regen, bei einer durchschnittlichen Jahrestemperatur von 10 °, ganz andere sind als in der Ebene, wo die Jahresdurchschnittstemperatur 20 ° beträgt und sich die Regen- und Trockenperioden regelmäßig abwechseln.

Auf dem Plateau wachsen verschiedene Arten fleischfressender Pflanzen, die mit unterschiedlichen Fangsystemen arbeiten. Die Heliamphora, eine Sonnenkrugpflanze, lockt die Insekten durch ihre Farben und ihren Duft an. Die Kelchwände sind so glatt, dass die Tiere nicht wieder herauskommen. Eine im Kelch befindliche Flüssigkeit baut die körperfremden Eiweiße ab, so dass die Pflanze die freigesetzten Nährstoffe in den eigenen Stoffwechsel aufnehmen kann. Die Pflanze gleicht so den Nährstoffmangel aus, da der Regen die Bodenmineralien in die Tiefe spült. Andere fleischfressende Pflanzen wie der Sonnentau locken mit glitzernden Tautropfen, die jedoch einen klebrigen Leim enthalten. Als typisch gelten jene Pflanzengesellschaften, die auf der steinigen Oberfläche kleine Oasen bilden.

Bei diese Pflanzenoasen handelt es sich um ökologische Mikrosysteme. Die Pflanzen sind alle aufeinander abgestimmt und jede hat ihre Funktion. Sie sind mit Moosen durchsetzt, die Humus bilden und den anderen Pflanzen als Nährstofflieferant dienen. Flechten halten die Oasen zusammen und besitzen die Funktion eines Wasserspeichers. Eine Pflanzenoase beheimatet bis zu zwanzig verschiedene Arten. Pflanzen, wie z.B. Bromelien, die an den steilen Felshängen wachsen, fangen mit ihren Blättern die herabfallenden Humusstoffe auf. Andere Tepuis sind teilweise bewaldet. Auf dem Kukenan-Tepui gibt es einen kleinen Wald mit niedrigen, moosbewachsenen Bäumen. Der zentrale Teil des Auyan-tepuis besteht aus undurchdringlichen größeren Wäldern, die nur aus wenigen Baumarten bestehen. Auf dem Aracamuni-Gebirge gibt es sogar einen Moorboden. Auf dem Roraima-Tepui bildete sich kein Wald, aber hier wachsen Bometiabäumchen, die an große Bonsaibäumchen erinnern.