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Regenwald

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In der grünen Hölle

Oder vielleicht doch im immergrünen Paradis?

Allein unter Stechfliegen, Delphinen, Krokodilen und bunten Vögeln

Im tropischen immergrünen Regenwald des Guayana-Hochlands ist der Artenreichtum am größten, da Tiere dort reichlich Nahrung finden. Im Regenwald leben sie auf verschiedenen Etagen. Manche hausen nur in den Baumkronen, die sich allerdings aufgrund der unterschiedlichen Baumgrößen auf verschiedenenen Höhen befinden. Einige wenige halten sich meistens am Baumstamm und andere am Erdboden auf. Im dichten Regenwald, in dem man kaum eindringen kann, sieht man selten Tiere, da nicht genügend Licht einfällt. Dafür sind sie akustisch wahrnehmbar. Als besondere Froschart gelten die Baumfrösche, die ihre Eier im Kronendach ablegen. Der tropische Platzregen spült sie in die Gewässer, in denen sie ihre Metamorphose dann beenden. Obwohl sie sich meist am Baumstamm aufhalten, gelten Faultiere als schwierig zu beobachten, da sie sich sehr langsam bewegen. Wegen ihrer Tarnfarbe halten ihre Feinde sie für einen Teil des Baumstamms.

In den Wäldern leben die vielen verschiedenen Kolibriarten, Löffelreiher, Papageien und Tukane. Venezuelas Nationalvogel, der Turpial, ein am Bauch gelb gefärbter und sonst schwarzer Vogel, der sich sehr lernfähig zeigt und freihängende Nester baut, gehört auch zu den Regenwaldbewohnern. Blaue und gelbe Nachtfalter schwirren neben Libellen durch die Luft, in der aber auch Bienen und Wespen summen. Im Regenwald lebt der Harpye, die wohl bekannteste aller großen und kräftigen Adlerarten. Seine Spezialität ist es, Affen und Faultiere in den Baumkronen zu fangen. Vertreten sind verschiedene Fledermausarten. Fast überall können wir die Stechfliegen spüren und Schmetterlinge beobachten.

Ganze Käferheere krabbeln neben Skorpionen am Boden. Die Vogelspinne spannt ihre Netze und die Lachsboa lauert ihrer Beute von kleinen Zweigen aus auf. Das Volk der Wanderameisen, das aus mehreren hundert Millionen Individuen besteht, durchstreift den Wald, wobei sie Brut und Beute zwischen großen Kieferzangen mit sich führen. Nur gelegentlich trifft man Pirañas, Wasserschlangen, Kaimane und Krokodile an.

Im Orinokodelta tummeln sich auch Delphine. Die unangenehmen Zitteraale bzw. Rochen leben im Orinoko und in einigen seiner Nebenflüsse. Sie erreichen bis zu 2 m Länge und bringen bis zu 8 kg auf die Waage. Die Tiere sind schwarz-gelblich oder schwarz-olivgrün. Ihre Haut ist schleimig und besitzt keine Schuppen, so dass sie sich nicht leicht fangen lassen. Fast niemand jagd ihn, da sein Fleisch nicht schmeckt. Mit ihrem Muskelgewebe erzeugen die Zitteraale elektrische Energie und können bis zu 500 Volt starke Stromschläge austeilen. Die Stärke der Stromschläge hängt von der Größe des Tieres und seinem Erschöpfungszustand sowie von der Wassertemperatur ab. Je kälter das Wasser, desto geringer die Stromstärke. Ein Stromschlag kann ein Pferd betäuben, so dass es im Wasser ertrinkt.

Als gleichermaßen unangenehm erweisen sich die Stachelrochen, die sich im sandigen Flußboden verstecken. Tritt jemand auf sie, so stechen sie mit ihrem schwertartigen Schwanz zu, der Knochen sowie Lederstiefel durchdringen kann. Der Sporn am Schwanz enthält ein Nervengift, das gewebezersetzend wirkt und heftige Schmerzen auslöst. In den Gewässern leben aber auch eine Menge harmloser Fische, die in Europa unbekannt sind. So z.B. ein borstenköpfiger Fisch, der sich darauf verlegt hat, Algen von den Steinen mit seinem Saugmaul abzuweiden.

In der Savanne des Guayana-Hochlands ist die Fauna ähnlich ausgeprägt wie in den Llanos. Jedoch kriechen dort die meisten Schlangen. Obwohl nur etwa fünfzehn Prozent aller in Venezuela vorkommenden Schlangen giftig sind, sterben rund 400 Menschen pro Jahr an tödlichen Bissen. Im Tieflandregenwald des Territorio Amazonas kommen blutsaugende Fliegen vor, die ihre Opfer in großen Schwärmen befallen. Sie sind so winzig, dass sie sich sogar durch Moskitonetze zwängen. Damit sie alle einen Platz zum Saugen finden, dringen sie sogar in Nase und Ohren ein. Diese Insekten übertragen die Flußblindheit, die zum Erblinden führen kann.

Unterschiedliche Tierarten, von denen viele als endemisch gelten, leben auf den einzelnen Tafelbergen. Sie vermochten sich zu halten, weil aus dem Tiefland keine Feinde zu ihnen gelangen konnten und die Indianer die Tafelberge, die sie »Haus der Götter« nennen, fürchteten. Die Aracamuni-Erhebung heißt »Weg der Papageien«. Hier schwirren endemische, perlmuttfarbende Kolibris umher. Rote Krebse, die ihre Farbe ändern, sobald sie berührt werden, leben im Moor. Wissenschaftler beobachteten auch beinlose Echsen. Aras, welche die Indianer wegen ihrer bunten Federn jagen, leben auf der Aratitope-Erhebung, dem »Haus der Papageien«.

Auf dem Chimantá-Tepui wurde ein Nasenbär entdeckt, auf einem anderen Tepui eine Spinne, welche die Größe eines Eßtellers besitzt und sogar Eidechsen frißt. Im »Cerro de la Neblina« kommen Käfer vor, die an Land und ebenso im Wasser leben, sowie Frösche, deren Nachkommen aus Eiern schlüpfen und das Kaulquappenstadium überspringen.

Faszinierend ist die Koexistenz verschiedener Arten von Fledermäusen. Einige haben sich auf Insekten, andere auf Früchte spezialisiert. Wieder andere ernähren sich vom Nektar der Blüten oder zählen zu den Fleischfressern. Auf dem Roraima-Tepui lebt ein 22 mm langer schwarzer Frosch, auf schwarzen Steinen kaum erkennbar. Im Waldteil am Fuße dieses Tafelberges, der unmittelbar an die Felswand grenzt, ist die knapp 3 cm lange 24-Stunden-Ameise zu Hause. Das Gift aus ihrem Stachel verursacht Fieber und grausame Schmerzen, die ganze 24 Stunden andauern. Daher fürchten die Indianer diese Ameise mehr als Schlangen und Skorpione.

Der Auyan-Tepui beheimatet die sehr scheuen Violinenvögel. Auf dem Plateau des »Cerro Sarisarinama« bieten riesige Löcher mit dem Namen Simas ein verwunderliches Bild. Diese gehören zu einem unterirdischen Tunnelsystem, in dem Wasser strömt. In den Höhlen dort haust auch der Guácharovogel.